Agiles Arbeiten – Methoden, Tools und Tipps die wirken!

Über den Autor

Nadin-Shirin Zimmermann

Ich schaffe Gestaltungsräume für Menschen und Innovationen.

Agiles Arbeiten – Trenderscheinung oder Notwendigkeit für unternehmerischen Erfolg?

Wenn eine effiziente Präzisionsmachine von jetzt auf gleich ein anderes Qualitätisprodukt bei gleicher Zeit- und Kostennutzung produzieren soll? Dann sagen Sie: “Das geht nicht!” Richtig?!

Und genauso sind klassisch hierarchische Organisationsformen nicht optimal aufgestellt, um sich den digitalisierten und agilen Kunden-, Markt- und Wettbewerbsanforderungen erfolgreich zu stellen. Ihre Stärke besteht darin Qualität und Effizienz sicherzustellen, eben wie bei einer Präzisionsmaschine – made in Germany. Wenn es jedoch um Innovation und schnelles Reagieren und Interagieren geht, haben sich agile Arbeitswelten besser bewährt.

💡Agiles Arbeiten

Agilität beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens sich schnell und erfolgreich auf ein veränderndes, agiles Umfeld einzustellen und mit ihm zu wachsen. Die Veränderungsparameter sind hierbei mehrdimensional und grundlegender Natur und werden häufig als VUKA beschrieben. Sie umschreiben die Auswirkungen eines Paradigmenwechsels nachdem wir  es zum ersten Mal für möglich halten, dass Maschinen (Technologien oder K.I.) bessere Entscheidungen treffen als wir Menschen!

Agiles Arbeiten ist dabei sowohl reaktiv, um auf auftretende Veränderungen schnell und bestmöglich reagieren zu können als auch proaktiv, indem mögliche Szenarien analysiert und vorausschauend angegangen werden können.

Das stabile Fundament der Agilität bildet eine agile Kultur sowie ein agiles Mindset. Somit ist ein wesentlicher Bestandteil hierbei die Entwicklung der agilen Unternehmens- und Organisationskultur, welche den richtigen Rahmen für agiles Arbeiten setzt.

💡Agiles Manifesto

Das agile Manifesto, welches aus der Softwareentwicklung stammt, beinhaltet hierfür die folgenden vier fundamentalen Leitsätze der agilen Arbeitswelten. Revolutionär anmutend ist, daß die Menschen und Interaktionen über Prozesse und Tools gestellt werden und das Produkt selbst mehr in den Fokus rückt, ohne viel Zeit für ausführliche Dokumentationen aufbringen zu müssen. Dabei steht die Wertschöpfung für den Kunden im Zentrum. Dies wird häufig als customer centricity bezeichnet. Es ist oberstes Ziel, den Kunden zufriedenzustellen und mit ihm zusammenzuarbeiten – viel wichtiger als mit dem Kunden zuerst lange über Verträge zu verhandeln. Diese Herangehens- und Denkweise ist sehr wichtig, um den Fokus auf die Anpassungsnotwendigkeiten einer sich stetig wandelnde Umwelt zu richten anstatt starren Plänen zu folgen.

Den Kunden und Nutzer zum zentralen Punkt für die Orientierung der Produktentwicklung zu machen –  oder kurz Customer Centricity stellt überdies eine spezielle Form der Unternehmensphilosophie dar. Viele agile Unternehmen richten somit ihre gesamte Unternehmenskultur,-  struktur und -prozesse  an diesem Leitmotiv aus. Diese klare Zentrierung der Wertschöpfung führt sehr häufig zu flacheren Hierarchien bis hin zu selbstorganisierten Teams sowie Regel- und Bürokratieabbau basierend auf gemeinsam Werten und Visionen.

💡Golden Circle – start with Why!

Wenn hierarchische Strukturen sowie klar definierte Prozesse und Regeln reduziert werden oder wegfallen, bedarf es eines neuen Rahmens, der die Menschen einer Organisation zusammenhält und Orientierung über die strategische  Ausrichtung und Entscheidungsparameter beim agilen Arbeiten gibt.

Nach dem Golden Circle von Simon Sinek werden die wesentlichen Eckpunkte eines agilen Unternehmens in den aufeinander aufbauenden Fragen zusammengefasst:

1) Warum machen wir das? (WHY)

Die Antwort auf diese Frage ist die unternehmerische Mission und zielt auf gemeinsame agile Prinzipien und Werte ab, die wiederum die Kultur einer Organisation definieren.

2) Wie wollen wir das machen? (HOW)

Die Antwort auf diese Frage definiert Strukturen, Prozesse sowie agile Methoden im Unternehmen und legt damit seine Arbeitsweisen fest.

3) Was wollen wir machen? (WHAT)

Die Antwort auf diese Frage liefert konkrete Produkte und Services sowie allgemein Maßnahmen, die umgesetzt werden.

💡Der Mensch macht’s – agile Mitarbeitende

Wir erkennen schnell, dass in diesen agilen und digitalen Arbeitswelten Menschen gefragt sind, die eine offene und positive Einstellung gegenüber persönlichen und unternehmensbezogenen Veränderungen haben. Kürzere Planungshorizonte, kurzfristiges Verwirklichen und Validieren von Ideen bedürfen einer hohen Veränderungsbereitschaft. Hierbei sind sowohl die Haltung als auch das Verhalten des Mitarbeitenden entscheidend. Die aufgeschlossene, agile Einstellung ist die Grundvoraussetzung für Veränderungsbereitschaft; denn nur wer Veränderungen nicht als Gefahr sondern viel mehr als Chance begreift, kann aus der rasanten Entwicklung der digitalen Welt für sich und sein Unternehmen großen Nutzen ziehen. Auf Basis dieser Haltung, ist es möglich eigene Barrieren zu identifizieren, die uns davon abhalten unser Verhalten zu ändern. Wer persönlich diese Entwicklung vollzieht kann sein persönliches Verhalten und die Kultur sowie die Arbeitsweisen seiner Organisation nachhaltig verändern.

Aber nicht nur die Haltung jedes Einzelnen ist im agilen Unternehmen offener und flexibler, sondern dieses Grundprinzip findet sich auch im Team Setup wieder.

💡Selbstorganisierte und gemischte Teams – Diversity

Agile Unternehmen lösen horizontale Abteilungen und Funktionsbereiche auf, um in am Kunden ausgerichteten Wertschöpfungsstreams Produkte und Services zu entwickeln und zu bedienen. Der richtigen Zusammenstellung, Organisation und Führung von Teams  kommt hierbei eine zentrale Bedeutung für den Projekt- und langfristigen Unternehmenserfolg zu. Agile Teams werden mit dem Ziel im Kollektiv ein breites Wissens- und Fähigkeiten-Spektrum abzudecken zusammengestellt und gesteuert. Sogenannte Diversity Teams sind nach aktuellen Studien des Soziologen Scott von der Princeton University deutlich besser geeignet, um Innovationen zu generieren als homogene High-Performance Teams.

Diese agile Teamzusammensetzung bedarf eines veränderten Kompetenzprofils der Mitarbeitenden. Denn sie schätzen Zusammenarbeit, arbeiten multidisziplinär und haben neben Expertenwissen vor allem auch Orientierungswissen in verschiedenen Bereichen. Dadurch entwickeln sie ein gemeinsames Verständnis füreinander und die jeweiligen Aufgabenbereiche.

💡New Leadership

Wenn nun kollektive Expertise in Teams die Schlüsselqualifikation ist, besteht  die Führungsaufgabe darin Kollektivkompetenzen und -potentiale zu entfalten und zu stärken. Deswegen versteht sich in zeitgemäßen Leadership-Konzepten die Führungskraft nicht mehr als Vorgesetzter, sondern agiert vielmehr als Coach und Potentialentfalter. Der New Leader im agilen Umfeld setzt klare Ziele, definiert Rahmenbedingungen oder Handlungsprinzipien und gibt die Verantwortung für die Art und Weise der Zielerreichung vertrauensvoll an das Team ab. Hierbei erhält das selbstorganisierte Team größtmögliche Freiheit und Verantwortung für die Findung der Problemlösung.

Im Projekt Oxygen hat Google hierfür die folgenden 10 Leadership-Prinzipien entwickelt:

1) Sei ein guter Coach.

2) Übertrage die Verantwortung an das Team – kein Micromanagement!

3) Sei interessiert am Teamerfolg und dem persönlichen Wohlergehen jedes Teammitglieds.

4) Sei produktiv und ergebnisorientiert – nicht regelorientiert.

5) Sei ein guter Kommunikator und höre aufmerksam zu.

6) Entwickle deine Mitarbeitenden weiter und gib ihnen regelmäßig Performance-Feedback.

7) Formuliere und lebe eine klare Vision und Strategie für das Team.

8) Eigne Dir technische Schlüsselqualifikationen an, damit Du das Team unterstützen kannst.

9) Arbeite abteilungs- und teamübergreifend – kein Silodenken!

10) Triff Entscheidungen.

Im wissenschaftlichen Bereich der Soziologie wurde aus dem gleichen Blickwinkel heraus der transformationale Führungsstil entwickelt und findet sich heute in vielen agilen als auch klassich in der Transformation befindlichen Unternehmen wieder.

💡Digitale Transformation – Ambidextrie

Auch wenn die digitale Transformation durch konstante Veränderung geprägt ist, gibt es sehr gute Gründe die existierenden, erfolgreichen Geschäftsmodelle im stabilen Unternehmensumfeld zu bedienen (Exploitation). Somit wird der sich schnell verändernden digitalen Welt eine agile Arbeitsweise zur Entwicklung von Innovationen der bestehenden Angebote und Geschäftsmodelle als auch zur  Erschließung neuer Technologien zur Seite gestellt (Exploration). Ambidextrie bezeichnet hierbei die zentrale Aufgabe einer Organisation, diese zwei unterschiedlich gelagerten Kompetenzen in der Geschäftsentwicklung und Unternehmensführung gleichwertig auszubilden.

Es gibt zwei Arten von Ambidextrie; wobei die strukturelle Ambidextrie den Aufbau neuer, häufig extern gelagerter Einheiten zur Innovationsentwicklung wie zum Beispiel Accelerators und Startup Hubs beschreibt. Diese stellt oft den ersten Schritt hin zu einer innovativeren Unternehmensausrichtung dar. Diese Konstellation ist jedoch nicht selten durch strategische und politische Diskrepanzen geprägt. Somit ist die kontextuelle Ambidextrie in der beide Segmente (Exploitation und Exploration) gleichwertig in der Unternehmenskultur und -struktur verankert sind erstrebenswert. In diesem Setup sind alle Mitarbeitenden sowohl für die Weiterführung des bestehenden Geschäfts als auch zur Entwicklung von Innovationen befähigt. Erfolgsentscheidend sind die ernsthafte Implementierung der oben aufgeführten agilen Unternehmenskultur und der dazu passenden agilen Organisationsform. Unterstützt wird dies von neuen und agilen Methoden, Prinzipien und Prozessen.

💡Agile Methoden

Unter Anwendung agiler Methoden können Unternehmen ihre Angebots- und Geschäftsmodelle schnell und mit stark ausgeprägtem Kundenfokus vorantreiben. Die bekannten und bewährten Methoden agilen Arbeitens bilden gleichermaßen einen agilen Entwicklungsprozess ab.

Gestartet wird im Design Thinking  die “Wünschbarkeit” des Produktes oder des Services zu ermitteln, indem vom Nutzer über das Problem hin zur Lösung gedacht und agil gearbeitet wird. Im nächsten Schritt wird die “Wirtschaftlichkeit” der erarbeiteten Lösung unter Verwendung der Business Model Canva. bewertet. Anhand der Kernsegmente jedes Geschäftsmodells wie Angebot, Nachfrage, Kosten und Umsatz wird eine schnell validierbare Struktur aufgesetzt und die zugrundeliegenden Kernthesen überprüft. Führt dieses rudimentäre Geschäftsmodell unter der Maßgabe der Skalierung zu positiven Ergebnissen, wird nach der Lean Start-up Methode  die Machbarkeit getestet. Hier wird in einem interaktiven Entwicklungsprozess nach den Prinzipien Learn, Build, Measure ein fortgeschrittener Prototyp oder MVP entwickelt. Wird auf diese Weise der weiterführende Nachweis erbracht, dass dieses Produkt mit dem dazugehörigen Geschäftsmodell wirtschaftlich erfolgreich werden kann, geht es in die Umsetzung. Hier bedient man sich einer agilen Methode aus der Softwareentwicklung Scrum, die heute vielfältigst in Projekt- und Produktentwicklungsteams eingesetzt wird. Hierbei wird Schritt für Schritt in klar strukturierten Sprints das Produkt oder der Service umgesetzt und bis zur Marktreife geführt.

In der Praxis hat es sich bewährt, für jegliche agile Methode begleitend einen agilen Coach einzusetzen. Dadurch wird im Arbeitsalltag Unterstützung und Lösung für persönliche oder methodische Fragen gegeben, sodass eine reibungslosere Implementierung sichergestellt werden kann.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in den agilen Methodenkoffer, der noch viele weitere Techniken enthält und derzeit kontinuierlich weiter entwickelt wird.

💡Take aways

Obwohl die grundlegende Veränderung des gesamten unternehmerischen Setups einer großen Kraftanstrengung sämtlicher Beteiligten bedarf, gibt es jedoch klare Vorteile, so dass sich dieser Aufwand für die Sicherung und Weiterführung des Unternehmenserfolges lohnt. Agile Organisationskultur und Organisationsform gepaart mit den richtigen agilen Methoden und den notwendigen Kompetenzen der Mitarbeitenden und Führenden, ermöglicht

  • eine schnelle Reaktionsfähigkeit des Unternehmens auf Veränderungen des Marktes und des gesamten ökonomischen Umfeldes,
  • eine proaktive Antizipation von Veränderungen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern,
  • eine kontinuierliche am Kundennutzen ausgerichtete Produkt- und Angebotsverbesserung,
  • eine hohe Attraktivität bei qualifizierten und engagierten Mitarbeitern und
  • eine höhere Resilienz, da Fehlentwicklungen und -investitionen rechtzeitig vorgebeugt wird.

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