Führungsentscheidung in new work – warum wir unsere Intuition brauchen

Über den Autor

Nadin-Shirin Zimmermann

Ich schaffe Gestaltungsräume für Menschen und Innovationen.

Sie möchten wirklich neue Potentiale entdecken? Ihnen fällt in Meetings immer noch eine weiterführende Frage ein? Sie glauben nicht, daß es nur 0 und 1 als Antwort gibt? Sie hören bereits auf Ihr Bauchgefühl? Sie bringen häufig vermeintlich „komische“ Dinge miteinander in Verbindung? Sehr gut, denn dann benutzen Sie schon Ihre Intuition.

💡Definition Intuition

Intuition ist unser Autopilot, das effektive Frühwarnsystem und unser ganzheitliches Mastermind. Denn es ist wissenschaftlich nachgewiesen: Intuition ist mehr als bloßes Bauchgefühl. Sondern, sie ist das Hochgeschwindigkeitsnetz des Gehirns. Der heiße Draht zu unseren Datenbanken, zu den wichtigen Schaltstellen im Gehirn und denn Entscheidungszentralen des Unbewussten.

Jetzt mögen Sie denken: „dass könnte ich in dieser schnellen Zeit oft gut gebrauchen.“

Aber warum vertrauen wir denn nicht auf unsere Intuition? Sondern denken immer noch; das ist zu unseriös, zu spekulativ, nicht messbar, zu irrational, esoterisch also irgendwie anders. 

💡Führungsentscheidung in new work

Aber mal ganz ehrlich –  oft spüren wir doch unsere Intuition –  Wir haben Zugang zu dem „gefühlten Wissen“ wie Gerd Gigerenzer es nennt. Und er muss es wissen, denn er ist einer der international renommierten Kognitionsforscher. Aber im Berufsalltag und als Führungskraft sagen wir selten: „Mein Bauchgefühl sagt, wir sollten Option A ausprobieren.“ Sondern wir sagen: „ die Marktforschung, die aktuellen Studien, die Kundenzahlen bestätigen Option A.“ Aber warum ist das so? Weil nun mal bisher der Premiumstandard für Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung nur rein „rationale Entscheidungen“ zuließ.

Rein rationale Entscheidungen haben zwei Stolperfallen:

Erstens, viele Entscheider:innen glauben, Entscheidungen würden rein rational gefällt werden. So, als wäre das eine Tatsache. Aber mittlerweile wissen wir aus den verschiedensten Wissenschaftsdiziplinen wie der Neuropsychologie, der Neurologie, der Epigenetik und der Kognitionsforschung, dass unser rationales Bewusstsein nur einen Bruchteil unserer Verstandesleistung ausmacht. Denn der Großteil unserer Wahrnehmungs-, Steuerungs- und Entscheidungsarbeit erbringt das Gehirn unbewusst. 

Wir halten fest: Es ist falsch, daß unser Verstand nur rational sein kann, es ist immer mindestens eine Mischung aus Bewusstem und Unbewusstem.

Zweitens, wir erleben, daß wir mit bisherigen Denk- und Lösungsansätzen bereits jetzt in den veränderten  sozioökonomischen Rahmenbedingungen – VUKA – an unsere Grenzen stoßen.

Wir erleben gerade hautnah, daß unser rein rational, belegbares und logisches Vorgehen in der sich schnell verändernden und digitalen Arbeitswelt nicht mehr wirksam ist. Denn unser Ratiogehirn kann die Komplexität der digitalisierten Welt nicht mehr in vollem Maße abbilden und damit vollumfänglich bewerten und in der nötigen Geschwindigkeit zu Entscheidungen kommen. Das fällt uns schon als Einzelperson schwer, aber es ist umso schwerer für Unternehmen und Gesellschaftssysteme deren Organisationenstrukturen auf hierarchischen und rein prozessualen Stützen stehen. 

Und das ist deswegen so, weil die bisherige Art der Entscheidungsfindung und die damit verbundene Entscheidungsgeschwindigkeit eben nicht dazu dienen Innovation und Disruptionen zu vorherzusehen und sich daran anzupassen. Geschweige denn sie aktiv zugestalten und zu entwickeln. Sondern es geht im Wesentlich darum, die Effizienz und Sicherheit der Prozesse zu gewährleisten.

Das heißt die bisherige unternehmerische Entscheidungsfindung dauert viel zu lange und die Qualität der Entscheidungen sinkt häufig durch die einzuhaltende Hierarchie.

💡Entscheidungsgeschwindigkeit und -qualität erhöhen

Deswegen fokussieren sich die Methoden und Prozesse der Arbeitswelt von morgen darauf die Entscheidungsqualität zu verbessern und die Entscheidungsgeschwindigkeit zu erhöhen.

Im agilen Kontext erleben wir deswegen zwei grundlegende Veränderungen

Erstens die Verlagerung der Entscheidungen vom oberen Chef hin zu den Mitarbeitenden oder Einheiten, die das nötige Fachwissen haben und die reellen Probleme tagtäglich erleben. 

Zweitens, wird die Geschwindigkeit erhöht, indem bewährte Faustregeln zur Anwendung kommen und diese zur Validierung der Entscheidung ausreichen. Als Beispiele hier sind: Business Canvas versus Geschäftsplan, oder Business Value und Planning Poker versus Daten und Faktenüberfluss 

💡Agile Tools nutzen Intuition

Schauen wir uns zur Veranschaulichung kurz das agile Tool des „Planning Poker“ an. 

Planning Poker dient der quantitativen Bewertungen im Planungs- und Budgetierungsprozess. Es beruht auf der statistischen Regel, daß eine Anzahl von Leuten (mindestens 7) durch Schätzen den statistischen Mittelwert genauso gut festlegt, wie eine detailliert hergeleitete Bewertung. Und deswegen spielen wir in agilen Arbeitswelten jetzt Poker. Jeder Meeting-Teilnehmer bekommt die Poker-Karten mit den unterschiedlichen Zahlen drauf z.Bsp. (1-10). Eine spezifische Tätigkeit z.Bsp. Einstellung eines weiteren Mitarbeitenden soll bezüglich des Business-Values (also den Mehrwert fürs Unternehmen) bewertet werden. Nun wählt jeder Teilnehmer aus seinen Karten den für ihn passenden Kartenwert aus und legt die Karte verdeckt auf den Tisch. Also ich denke mir dabei: „das ist wichtig für unsere Kundenzufriedenheit“ Also lege ich meine Karte 9 auf den Tisch. Das machen alle anderen auch und dann decken wir die Karten gleichzeitig auf.  Nun berechnen wir den Mittelwert der Karten und der ist dann unser Business—Value-Wert. 

Sind die Unterschiede jedoch zwischen niedrigster und höchster Karte groß, werden die beiden äußeren Bewertungen diskutiert. Also meine 9 ist ein hoher Wert, also kann ich dann sagen: Ich habe so viele Telefongespräche, in denen sich die Kunden über die lange Wartezeit beschweren und deshalb finde ich es sehr wichtig einen neuen Mitarbeitenden einzustellen.“ Man kann dann eine zweite Runde spielen, denn vielleicht haben die zusätzlichen Informationen die Einschätzung anderer Teammitglieder verändert und der Mittelwert wird entsprechend neu berechnet.

Wir sehen nun, daß wir in neuen Arbeitswelten bewußt Faustregeln einsetzen, um die Entscheidungsgeschwindigkeit zu erhöhen. 

💡 Intuition – Wie unser gefühltes Wissen funktioniert

Laut Gerd Gigerenzer ist Intuition – gefühltes Wissen!

Und dieses gefühlte Wissen stellt sich blitzartig ohne bewusstes Nachdenken ein und bestimmt unser Verhalten und Handeln. Die Intuition beruht also auf unbewusst ablaufenden und hochvernetzten Prozessen der Informationsverarbeitung im Gehirn. Und jetzt kommt das Entscheidende, denn dabei analysiert das intuitive Denken nicht die gesamte Bandbreite der tatsächlich verfügbaren Informationsmenge. Sondern es nutzt intelligente Filter-und Kompressionstechniken, um aus dem wie Gigerenzer es nennt: „Rauschen des neuronalen Überangebots“ die wichtigsten Informationen herauszuziehen. Was heißt das jetzt konkret: Denken Sie nur kurz an die farbig mit xpivots erstellte Excel-Tabellen ihres Kollegen und Ihrer Kolleginn. Das ist definitiv ein informatives Überangebot.

Das heißt unser Gehirn verwendet Faustregeln – auch Heuristiken genannt. Hierbei verdichten sich evolutionär (also auch das Wissen von unseren Vorfahren) und individuell erlernte Erfahrungsinhalte zu kompakten, einfachen Denkstrategien. Und ganz wichtig ist: die funktionieren eben erstens auch unter Zeitdruck und zweitens mit nur begrenzten Information.

Minibeispiel: Ball fangen: Das Gehirn löst die Aufgabe mithilfe einer im Lauf der Evolution erlernten Blickheuristik: Statt die Datenpunkten wie Winkelgeschwindigkeit und Bahnverlauf zu berechnen, greift das intuitive Denken zu einem kleinen, aber feinen Trick. Es bringt den Läufer und Läuferin einfach dazu, den Ball zu fixieren und seine Laufgeschwindigkeit so anpassen, dass der Blickwinkel stets konstant bleibt.

Also in kurz:
Intuition arbeitet schnell, kommt mit wenigen Datenpunkten aus und generiert praktikable Lösungen!  Also so wie beim Ball fangen, wenn es beim ersten Mal nicht klappt. Adaptiert mein Gehirn die Faustregel und ich versuche es so lange bis ich den Ball fange. Und auch Start-ups wenden genau diese Art des Lernens und des Entscheides konsequent an und viele der agilen Tools und Methodiken basieren auf diesem Framework und Mindest.

Hierbei hilft uns vernetztes Denken und unser sogenanntes Bauchgefühl. Der Neurologe Antonio Damasio von University of Iowa College of Medicine untersuchte das Bauchgefühl bei einem Experiment mit gefakten Spielkarten mit Menschen mit gesunden Präfrontalem Cortex und mit geschädigten Präfrontalem Cortex. Und die Spielenden mit einem gesunden Frontallappen konnten körperliche Signale, wie Gänsehaut oder Bauchkribbeln beschreiben, wenn ohne ihr Wissen die gefakten Spielkarten verwendet wurden.

Das bedeutet nicht, daß wir alle Entscheidungen alleinig auf Intuition und Bauchgefühl stützen sollen oder gar Fakten ignorieren. Aber es ist ein valides und zielführendes Entscheidungsverfahren und muss dringend aus der Esotherikecke raus und in die Strategieabteilungen und Führungsetagen rein.

💡Intuition für Führungsentscheidung

Inzwischen wissen wir, daß die Intuition sich allem gespeicherten Wissen und Erfahrungen bedient. Dazu formen unsere Gehirne im Laufe der Jahre Muster und speichern diese als Gesamtblock ab. Erkennt nun das Gehirn ein kleines Detail des Musters wieder nutzt es den bereits beschriebenen Shortcut und liefert uns prompt das Ergebnis. 

Das hat zur Folge, daß wir die besten intuitiven Entscheidungen und Einschätzungen von Fachleuten des jeweiligen Problems erhalten. Und genau das ist es, was die Führungskraft der Zukunft nutzen muss, um in schnell verändernden und komplexen Entscheidungssituationen bei nur begrenzten Informationen entscheidungsfähig zu sein.

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